Eine Sprengung hautnah erleben

HALLO, MEIN NAME IST LEON.

Ich bin jetzt in meinem zweiten Lehrjahr und habe schon viel bei Hagedorn erlebt – und zwar schon vor Beginn meiner Ausbildung.

Sechs Monate, bevor ich meine Lehre zum Kaufmann für Büromanagement anfing, genau genommen am 17.Februar 2019, fand eine große Sprengung statt. Das ehemalige Steinkohlekraftwerk Gustav Knepper zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel wurde von Hagedorn dem Erdboden gleich gemacht. Ich war dabei und durfte die ganze Sprengung und das Riesen-Event drumherum als Gast bestaunen. Von diesem Ereignis möchte ich euch heute etwas genauer erzählen.

Mein Vater und ich fuhren an diesem Tag früh morgens los in Richtung Dortmund. Ich war sehr aufgeregt, da ich noch nie bei einer Sprengung dabei war, meine Vorstellungen im Kopf haben verrückt gespielt. Während der Autofahrt schaute ich mir deshalb erstmal Fotos vom Kraftwerk an, um mich ein bisschen zu informieren.  Als ich die Bilder sah, habe ich mich gefragt: Wie kann so ein großer Schornstein gesprengt werden? Wo kippt er hin? Wie laut wird der Knall sein?  Unglaublich, was der Sprengmeister an diesem Tag für eine große Verantwortung haben muss. Denn um das Kraftwerk herum stehen auch andere Gebäude und Wohnhäuser. Ich hatte die ganze Zeit die Befürchtung, dass die Gebäude drumherum zerstört werden könnten oder durch den Druck beschädigt werden.

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EIN RIESEN-EVENT

Gegen 09.30 Uhr kamen wir in Dortmund an. Überall standen Ordner. Einer von ihnen wies uns in ein Parkhaus ein. Als wir herauskamen, war eine Schlange von Menschen zu sehen. Jeder wartete auf den Bus, der uns zu dem Gelände brachte. Auf dem Weg zum Kraftwerk waren rechts und links nur Gebäude und Siedlungen zu sehen, zwischen den vielen Häusern ragte das große Kraftwerk hinaus. Es war unglaublich! Man konnte nicht glauben, dass hier in wenigen Stunden zwei Sprengungen stattfinden sollten.

Wir stiegen aus dem Bus und sahen direkt zwei große Zelte. In dem etwas kleineren Zelt versorgten Servicekräfte die Anwohner. Es gab etwas zu trinken und genügend Sitzecken. In dem großen Zelt war die Hauptveranstaltung. Das ganze Zelt sah so schön aus. Überall hingen Bildschirme, ein Buffet wurde aufgebaut mit frischer Currywurst, frischen Brötchen und süßen Kleinigkeiten. In der Mitte des Zelts gab es einen Ausgang nach draußen. Ich war so neugierig. Also machte ich mich auf den Weg und guckte mich um. Plötzlich stand ich vor dem riesigen Kraftwerk. Trotz des großen Sicherheitsabstandes sah es so aus, als wenn das alles direkt vor einem liegt, so gewaltig sah es aus. Links und rechts von mir waren Tribünen aufgebaut. Am Zaun stellten sich die vielen Fotografen in der ersten Reihe auf, um die perfekten Fotos zu schießen. Etwas weiter weg sah man die Bullis der Fernsehteams, die sich langsam vorbereiteten.

DAS KRAFTWERK VERSCHWAND IN EINER RIESIGEN STAUBWOLKE

Und dann war es irgendwann soweit. Es war zwölf Uhr und die erste Sirene ertönte. Das Zeichen für die Leute, aus den Zelten zu kommen und sich ihre Plätze zu suchen. Bei jedem Einzelnen spürte ich die Spannung und Nervosität. Auch ich war aufgeregt und gespannt. Als alle Leute ihren Platz eingenommen hatten, ertönte nach 15 Minuten das zweite Signal. Du musst dir vorstellen: Mehr als 100 Leute standen vor dem Kraftwerk und jeder von ihnen wartete auf die Sprengung. Nach dem zweiten Signal gab es nur noch Stille. Ein Hagedorn-Mitarbeiter hatte ein Mikrofon in der Hand und nach einer kurzen Zeit hörte man zwischen der Stille seine Stimme. Er zählte von zehn runter. Nach und nach grölten alle mit. Eine laute Sirene war zu hören – das Signal für die Zündung. Fünf Sekunden später sah ich, wie der Kessel in sich hineinfiel und zwei Sekunden später hörte ich den lauten Knall. Der Turm fiel auf den Boden und es erschien eine riesige Staubwolke, in der das gesamte Kraftwerk verschwand. Ich konnte vor lauter Staub nichts mehr sehen, es war unfassbar. Ich sah mir die Leute an und sie waren alle genauso geflasht wie ich.

Dann gab es eine kleine Pause, aber es hat keine halbe Stunde gedauert, da kam das nächste Signal. Alle setzten sich schnell wieder auf die Plätze oder stellten sich an den Zaun. Diesmal wurden Kühlturm und der 210 Meter hohe Schornstein gesprengt. Die Anspannung spürte man sogar bei den Mitarbeitern. Der Schornstein ist nämlich sehr schwer zu sprengen. Das weiß ich vom Projektleiter Ingo Schäfer. Wenn die kleinste Sache nicht passt, kann es sein, dass der Turm in die falsche Richtung fällt und das kann sehr gefährlich werden. Der Prozess von der ersten Sprengung wiederholte sich und der Countdown startete erneut.

Alle zählten mit runter, die Sirene heulte. Ich sah im ersten Moment nur den Turm fallen und hörte wieder nach zwei Sekunden den lauten Knall. Es sah aus, als würde der Turm genau auf uns zukommen. Mitten im Flug brach der Schornstein in der Mitte durch. Es sah spektakulär aus. Der Turm knallte in zwei Stücke auf den Boden. Rechts und links sah man, wie ein Teil der umliegenden Erde durch den Aufprall und den Druck aufsprang. Fast zeitlich sackte der Kühlturm in sich zusammen. Nach dem letzten lauten Knall endete die große Sprengung am Kraftwerk Knepper. Die Erleichterung in den Gesichtern der Mitarbeiter war nicht zu übersehen. Jeder, mit dem ich mich unterhalten habe, war glücklich und stolz.

UNGLAUBLICHES GEFÜHL

Auf den Bildschirmen im Zelt lief die nun abgeschlossene Sprengung aus den verschiedensten Perspektiven. Das sah schon echt hammer aus – aber bei weitem nicht zu vergleichen mit dem Gefühl, es live mitzuerleben.

Auf dem Rückweg im Auto war ich in Gedanken noch immer beim Kraftwerk und fasziniert davon, wie sauber die Sprengung abgewickelt wurde. Meine Vorstellungen vom Vormittag hatten sich in eine ganz andere Richtung gedreht. Alles war genaustens durchdacht und perfekt geplant, sodass den Wohnsiedlungen oder andere Gebäude drumherum nichts passieren konnte. Unfassbar!

Wir hören uns bestimmt in einem nächsten Blog!

Euer Leon

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